Karl Heinz Riegl schildert seine Teilnahme beim Schweizer Waffenlauf in Frauenfeld am 20. November 2016.
Durch mein Ergebnis beim „Wien rundumadum“- Lauf angespornt, entschloss ich mich kurzfristig, zwei Wochen später beim Schweizer Waffenlauf in Frauenfeld teilzunehmen. Also kurzerhand die Genehmigungen besorgt und in der Schweiz meine Kameraden um Hilfe bei der „Nachnennung“ gebeten. Nach einigen kleineren Unklarheiten war die Situation geklärt und ich trat meine Reise mit dem Autozug bis nach Feldkirch an, um von dort auf Achse Richtung Frauenfeld weiterzureisen. Dort angekommen wurde ich wie immer recht herzlichst aufgenommen und eingewiesen.
Frauenfelder Waffenlauf: Marathondistanz, Uniform und Waffe im Rucksack (Mindestgewicht 6,2kg) – alleine die erlaubten Sportschuhe machten eine Ausnahme von der normalen Uniformtragevorschrift.
Dadurch, dass es keine „offizielle“ österreichische Betreuung gab, „verpflichtete“ sich ein lieber Schweizer Freund und langjähriger Kamerad Obstlt. Urs Diriwächter ganz spontan, mir bei der Verpflegung zu helfen – Kameradschaft, die eben fast alles schafft!
Zu meiner Freude befanden sich auch noch weitere österreichische Kameraden im Starterfeld! Nach meinem sehr nervösen Start, mit hohem Puls, ging es steil einen Hügel hinauf. Als sich die Reihen etwas lichteten, versuchte ich im geplanten Pulsbereich zu laufen, doch heute keine Chance! Ich dachte alle meine Strategien durch und kam zu dem Schluss, dass ich alles auf eine Karte setzen würde und das Tempo, unabhängig vom Puls, beibehalten werde.
Ein guter Plan ist aber nur dann ein guter Plan, wenn er funktioniert. Nach der anfänglich zufriedenstellenden Pace „tauchte“ mein Freund Urs immer punktgenau an den vorher geplanten Stellen mit dem zurechtgelegtem Labematerial auf. Timing ist zwar nicht alles, aber ein wesentlicher Bestandteil des Erfolges. Da wir nun einige Anpassungen aus der Bewegung durchführten, konnte ich auf meinen aktuellen Leistungszustand sehr zeitnahe reagieren und somit meine Situation sehr lange im erträglichen Bereich halten.
Doch zur Halbzeit, in Will angekommen, erkannte ich schön langsam, dass ich froh sein musste, meine Zeit vom letzten Frauenfelder Lauf halten zu können. Zwei Wochen Regeneration sind trotz aller Euphorie dennoch zu wenig und besonders für meinen aktuellen körperlichen Zustand. Über meine Platzierung erstklassig von Urs informiert, versuchte ich mein Tempo noch anzupassen, um eventuell noch den Sprung auf das Stockerl, sprich den dritten Platz, zu schaffen. Da ich mich stetig nach vorne bewegte, plante ich einen Schlusssprint auf den letzten 5 km.
Dieser sehr optimistische Plan wurde aber durch Krämpfe in den Unterschenkeln, als Tribut meiner Pulsorgie mit weit über 180 Schlägen/Minute, zunichtegemacht. Die medizinische Einstellung auf „Volllast“ ist halt doch noch nicht exakt genug erfolgt. Es fehlen auch scheinbar die notwendigen Erkenntnisse nach so einer Operation für den Leistungssport. Wie auch immer, ich bin froh, das Ziel als vierter in der Auslandsgästeklasse erreicht zu haben, auch wenn die Zeit nicht sehr berauschend war. Aber falls es der Terminplan zulässt, bin ich 2017 wieder dabei. Vielleicht schließt sich der eine oder andere Leser dieser Zeilen bei uns an?!
Aber das 2016er Jahr war für mich ein Jahr mit vielen Tiefs, einigen Hochs, aber ganz sicherlich ein Jahr das mir viel Kraft und Stärke abverlangt hat um wieder in die Spur zu kommen. Diese Spur führt mich ab 24. Februar 2017 bei minus 30 Grad, 230 km lang durch die Arktis!